Freiwilligenarbeit in Madagaskar
Freiwilligendienste in Madagaskar
Du möchtest dich irgendwo auf der Welt als Freiwilliger engagieren, hast aber keine Ahnung wo? Wie wäre es denn mit einem Ort, der für seine einzigartige Tierwelt und insbesondere seine Vielfalt an Lemuren weltberühmt geworden ist? Du hast richtig geraten, wir meinen den im Indischen Ozean liegenden, sagenumwobenen Inselstaat Madagaskar.
Spätestens der gleichnamige DreamWorks Trickfilm brachte das weitgehend unentdeckte Madagaskar in 2005 auf den internationalen Radar. Doch die Realität weicht beachtlich von der Darstellung im Film ab. Die Inselnation ist ein Land der Gegensätze: Dichte Regenwälder, außerordentliche Artenvielfalt und Luxushotels auf der einen Seite, Dürregebiete, Umweltzerstörung und weit verbreitete Armut auf der anderen Seite.
Die Isolation der Insel von Einflüssen anderer Kontinente hat viele einzigartige Pflanzen- und Tierspezies hervorgebracht, die nirgendwo sonst auf der Welt zu finden sind. Allerdings trug diese Separation auch zu einem allgemeinen Mangel an Entwicklung und Modernisierung bei. Madagaskar ist mit rund 80% der Bevölkerung in Armut lebend eines der ärmsten Länder Afrikas.
Aufgrund der fehlenden touristischen Infrastruktur hat sich Madagaskar trotz seiner bezaubernden Natur und Menschen bis heute nicht in ein beliebtes Reiseziel entwickelt. Das Land zählt jährlich nur um die 300,000 Besucher, die zum großen Teil mit organisierten Reisegruppen unterwegs sind.
Als Freiwilliger hast du nun die Chance, dieses tolle Land auf eigene Faust zu erkunden und soziale Projekte zu unterstützen. Wie? Das liegt ganz an dir und deinen Präferenzen.
Wo deine Hilfe benötigt wird
Madagaskar ist eine wahre Fundgrube für Naturliebhaber. Tausende exotische Lebewesen bewohnen diese Insel vor der Küste Mosambiks, die von Einheimischen auch liebevoll „La Grande Île“ – „die große Insel“ genannt wird. Leider ist ein Großteil der wild lebenden Tiere in Madagaskar von der Zerstörung ihres Lebensraums, insbesondere durch Abholzung, bedroht. Trotz der globalen biologischen Bedeutung der hiesigen Natur sind weniger als 3% der Insel vor menschlichen Einflüssen geschützt.
Als Freiwilliger kannst du deinen Teil zum Artenschutz in Madagaskar beitragen. Hilf einem lokalen Projekt und schütze putzige Lemuren, anmutige Schildkröten, und andere außergewöhnliche Lebewesen vor dem Aussterben.
Naturschutz
Es wird vermutet, dass Madagaskar sich vor rund 88 Millionen Jahren von der indischen Halbinsel trennte und einheimische Pflanzen und Tiere sich seither isoliert entwickeln konnten. Dies könnte der Grund sein, warum Madagaskar heute so ein Hotspot für Biodiversität ist. Das Land beherbergt mehr als 10.000 verschiedene Pflanzenarten, unter ihnen einzigartige Pflanzenfamilien wie die eindrucksvollen Affenbrotbäume oder die ungewöhnlichen Bäume der Reisenden.
Es gibt verschiedene Vegetationszonen auf der Insel. Während Trockenwälder und Grasland das Zentrum dominieren, sind im regenreichen Osten dichte Regenwälder zu finden. Die trockenste Region des Landes befindet sich im Südwesten. Die Abholzung der Wälder für die Landwirtschaft, den Kohleabbau und Handel mit Edelholz hat leider zum Aussterben vieler einheimischer Vegetationstypen geführt und die natürliche Flora und Fauna des Landes dramatisch verändert.
Du möchtest Teil der Lösung sein und helfen die einheimische Natur zu schützen? Dann bewirb dich auf ein Naturschutzprojekt. Je nach Projekt können deine täglichen Aufgaben folgendermaßen aussehen:
- Unterstütze die Projektleiter in der Baumschule
- Sammle Baumsamen in einem etablierten Wald
- Bereite Veranstaltungen für die Gemeinde vor
- Lerne zu kompostieren und sortiere den Kompost
- Setze Sämlinge
- Organisiere den Baumbestand
- Pflanze Bäume mit den örtlichen Gemeindegruppen oder mit Schulkindern
Tierschutz
Man kann keinen Madagaskar Aufenthalt planen, ohne sofort auf den niedlichen, weltbekannten Primaten zu stoßen, der nur auf dieser Insel Zuhause ist: den Lemuren. Aufgrund der isolierten Lage Madagaskars konnte sich eine beeindruckende Vielfalt an Lemuren entwickeln. Es wird geschätzt, dass heute über 100 verschiedene Lemuren-Arten existieren, die von 30 g schweren Zwerg-Mausmakis bis hin zu 9 kg schweren Indris reichen.
Lemuren sind sehr soziale Lebewesen und leben oft in Gruppen von bis zu 30 Individuen zusammen. Ursprünglich hatten die flinken Primaten, die hauptsächlich in Baumkronen leben, einen riesigen Lebensraum zur Verfügung, da Madagaskar stark bewaldet war.
Leider ist das heute nicht mehr der Fall. 90% der Wälder Madagaskars sind der illegalen Abholzung von Edelholz oder der Brandrodung für landwirtschaftliche Zwecke zum Opfer gefallen. Für Lemuren und andere einheimische Lebewesen ist das eine große Bedrohung. Jüngste IUCN Bewertungen zeigen, dass 94% aller Lemuren-Arten vom Aussterben bedroht sind.
Als Freiwilliger bei einem Tierschutzprojekt kannst du Einheimischen helfen, die seit über 50 Millionen Jahren hier lebenden Lemuren vor dem Aussterben zu bewahren. Deine typischen Aufgaben bei einem solchen Projekt umfassen:
- Lerne Techniken um Tiere zu vermessen
- Wende die gelernten Techniken an und vermesse Lemuren
- Erstelle Karten der Lebensräume von Lemuren
- Sammle Daten über die Tiere
- Suche nach Lemuren und anderen Tieren im Wald
- Unterrichte Schulkinder in Sachen Umweltschutz
Neben den bekannten Lemuren-Projekten, bietet Madagaskar auch jede Menge Möglichkeiten sich mit anderen Aspekten des Artenschutzes zu beschäftigen. Tauchst du gerne? Wie wäre es dann mit einem Projekt zum Meeresschutz? Hier könnten deine Aktivitäten wie folgt aussehen:
- Sammle Daten zu Korallenkrankheiten
- Erstelle Korallen- und Fischkataloge
- Kontrolliere den Gesundheitsstatus des Ökosystems
- Unterstütze die Einführung von synthetischen Korallen
- Hilf bei der Züchtung von Baby-Korallen
- Notiere das Level an Korallenbleiche
Bildung
In Madagaskar ist Bildung ein Luxusgut. Viele Familien haben kein Geld, um ihre Kinder zur Schule zu schicken. Deshalb besuchen nur zwei von drei Kindern eine Grundschule. Auf eine weiterführende Schule schafft es nur ein Viertel aller Kinder.
Da die Regierung zusehends weniger in Schulen investiert, haben die ärmsten Gesellschaftsschichten kaum Zugang zu Bildung. Währenddessen wächst das private Schulsystem und bietet eine bessere Bildungsqualität für diejenigen, die es sich leisten können.
Aus diesem Grund sind Freiwillige in Schulen und anderen Bildungsinitiativen in Madagaskar ganz besonders wichtig. Dein Engagement im Englisch Unterricht kann Einheimischen, die sonst keinen Zugang zu Bildung haben, eine neue Zukunftsperspektive aufzeigen und ein besseres Leben ermöglichen. Denn wer die englische Sprache beherrscht, hat wesentlich bessere Jobchancen. Je nach Englischkenntnissen kannst du folgende Aufgaben übernehmen:
- Hilf den Kindern und Erwachsenen bei ihren Englisch Hausaufgaben
- Unterhalte dich mit den Schülern, um Konversationen zu üben
- Erkläre komplexere grammatische Lektionen
- Organisiere außerschulischen Freizeitaktivitäten
Sozialarbeit
Liebst du es mit den unterschiedlichsten Menschen zu arbeiten? Dann engagiere dich doch für ein soziales Projekt und unterstütze die lokale Gemeinschaft. Möglichkeiten hast du viele: Hilf bei der Entwicklung von Programmen zur sozialen Entwicklung, zur Gewaltprävention sowie zum Schutz von Kindern.
Als Freiwilliger in diesem Bereich wirst du viel über das Zusammenleben der Einheimischen erfahren und Teil der Gemeinschaft werden. Deine Aufgaben umfassen unter anderem:
- Hilf bei der Errichtung von Schulgebäuden
- Restauriere Schulen und andere Gemeinschaftsgebäude
- Unterstütze beim Bau von Brunnen und Toiletten
- Konstruiere Möbel für Klassenzimmer
- Renoviere Spielplätze
Lebenshaltungskosten in Madagaskar
Das empfohlene Tagesbudget in Madagaskar liegt zwischen 12 und 26 US-Dollar. Diese Schätzung berücksichtigt die Durchschnittspreise einiger Dienstleistungen, die du während deines Aufenthaltes benötigen wirst und sollen dir dabei helfen, das Budget für deinen Aufenthalt zu planen.
Zusätzliche Kosten, die du als Freiwilliger in Madagaskar berücksichtigen solltest:
- Projektgebühren
- Flugtickets (günstige Flüge nach Madagaskar finden)
- Reiseversicherung (finde deine travel insurance)
- Visagebühren
- Persönliche Ausgaben
Ein exemplarischer Überblick über die Lebenskosten in Madagaskar (in US $ für eine Person) ist:
Gut zu wissen, bevor es losgeht
Wenn du als Freiwilliger in ein fremdes Land reist, ist es wichtig, sich mit der Kultur und den sozialen Gegebenheiten vor Ort vertraut zu machen. Das hilft dabei, sich schnell einzuleben und Missverständnisse zu vermeiden. Hier sind einige Tipps, die dir bei deiner Vorbereitung helfen könnten.
Sicherheitshinweise
Generell ist die Kriminalitätsrate in Madagaskar niedriger als in vielen anderen afrikanischen Ländern. Das Land gilt daher als relativ sicheres Reiseziel. Dennoch haben die hohen Arbeitslosenquoten zu einem Anstieg der Kriminalität geführt. Insbesondere Raubüberfälle und kleineren Straftaten, wie Taschendiebstahl, sind keine Seltenheit.
Um auf der sicheren Seite zu sein, solltest du während deiner Reise in Madagaskar stets die folgenden Sicherheitshinweise beachten:
- In der Hauptstadt Antananarivo und in den südlichen Bezirken der Provinzen Toliara und Fianarantsoa gibt es einige gefährliche Gegenden. Wir empfehlen dir daher nur mit einem seriösen, verifizierten Guide in diese Gebiete zu reisen.
- Wenn du mit dem Auto reist, schließe das Fahrzeug immer gut ab und vergewissere dich, dass Wertgegenstände gut versteckt sind.
- Trage nie viel Bargeld mit dir herum und schließe Wertgegenstände wie Pässe und Schmuck stets im Hotelsafe ein.
- Taschendiebstahl findet häufig in überfüllten Straßen und auf Flughäfen statt, also habe ein Auge auf deine Wertgegenstände.
- Vermeide nächtliche Spaziergänge in städtischen Gebieten.
Kultur & Religion
Die ersten archäologischen Beweise für Menschen in Madagaskar stammen aus dem Jahr 2000 v. Chr. Wissenschaftliche Aufzeichnungen belegen, dass die Besiedlung Madagaskars durch austronesische Völker zwischen 350 v. Chr. und 550 v. Chr. stattfand. Später kamen indonesische und afrikanische Siedler nach Madagaskar.
Madagaskar ist eine ehemalige französische Kolonie mit einer bunten Geschichte und arabischen, indischen, und jüdischen Einflüssen. Zusammen haben diese Einflüsse eine einzigartige, kulturell vielfältige Nation geschaffen.
So einzigartig wie die madagassische Kultur ist die Mischung der Religionen im Land. Es wird geschätzt, dass ungefähr 55% der Gesamtbevölkerung dem traditionellen, einheimischen Glauben angehören. Die restlichen 45% setzen sich zu 40% aus Christen und zu 5% aus Muslimen zusammen.
Die faszinierende Mischung der Kulturen macht es jedoch auch notwendig, dass Reisende sich vor Reiseantritt mit den örtlichen Gesetzen und Gebräuchen vertraut machen. Die lokalen Traditionen mit Respekt zu behandeln ist wichtig für dein eigenes Wohlfühlen und für deine Sicherheit. Hier sind einige Tipps:
- Älteren Menschen und Autoritätspersonen wird in Madagaskar viel Respekt gezollt. Wenn du mit älteren Personen sowie Militär, Polizei oder Regierungsbeamten sprichst, verwende das Wort „Tompoko” (toom-pook), das dem Englischen „Sir / Madame” ähnlich ist.
- In Madagaskar gibt es zahlreiche lokale Tabus, die als Fady bekannt sind. Fady variieren von Region zu Region. Wir empfehlen dir, dich über die örtlichen Tabus zu informieren, bevor du dort hinreist.
- Einige Fady oder Tabus betreffen Nahrungsmittel. So sind Schweinefleisch, Lemur, Schildkröte usw. verboten. Andere Fady verbieten zum Beispiel das Tragen bestimmter farbiger Kleidung oder das Baden in Flüssen.
- Fotografiere keine Einheimischen oder Landschaften ohne Erlaubnis.
Gesundheitstipps
Wenn du in ein Entwicklungsland mit tropischen Temperaturen und Wildnis reist, gibt es immer einige Vorsichtsmaßnahmen zu beachten. Die Gesundheitsrisiken sind von Person zu Person verschieden und hängen von deinen Aktivitäten, deiner Aufenthaltsdauer und deiner allgemeinen Gesundheit ab.
Einige Verhaltensweisen können jedoch das Krankheitsrisiko verringern:
- Iss kein halbgares Essen und vermeide lokales Streetfood.
- Trinke kein Wasser aus dem Wasserhahn und wasche dir oft die Hände.
- Gehe sicher, dass du eine gute Reiseversicherung hast.
- Bringe Medikamente für allgemeine Krankheiten wie Magenverstimmungen mit.
- Vermeide Insektenstiche, indem du freiliegende Hautstellen abdeckst, Insektenschutzmittel verwendest und ein Bettnetz aufhängst.
- Tollwut tritt oft bei Hunden, Fledermäusen und anderen Säugetieren in Madagaskar auf. Solltest du planen, mit Tieren zu arbeiten, empfehlen wir dich impfen zu lassen.
- Vergewissere dich, dass deine Routineimpfungen noch gültig sind. Dazu gehören MMR, Diphtherie-Tetanus-Pertussis, Windpocken, Polio, Gelbfieber und eine jährliche Grippeimpfung. Darüber hinaus empfiehlt die US-amerikanische Gesundheitsbehörde CDC Hepatitis-A- und Typhus-Impfungen, da diese Krankheiten auf Madagaskar durch kontaminierte Lebensmittel oder Wasser auftreten können.
Wer kann sich in Madagaskar freiwillig engagieren?
Je nachdem für welches Projekt in Madagaskar du dich entscheidest, werden unterschiedliche Fähigkeiten von dir erwartet. Die spezifischen Anforderungen für jedes Projekt kannst du auf der jeweiligen Projektseite auf Volunteer World erfahren.
Hier einige allgemeine Anforderungen, die für die meisten Projekte in Madagaskar gelten:
- Für die meisten Freiwilligenprojekte musst du mindestens 18 Jahre alt sein. Solltest du jünger sein, tritt in Kontakt mit dem Projektmanager und im Zweifelsfall lässt sich eine Regelung finden.
- Du solltest gut Englisch sprechen können. Je nach Projekt musst du sogar fortgeschrittene Englischkenntnisse vorweisen.
- Manche Projekte fordern eine Überprüfung deines kriminellen Hintergrunds zulassen und eine Gesundheitserklärung durchführen lassen.
Welches Visum brauche ich als Freiwilliger in Madagaskar?
Nun zu einem der wichtigsten Aspekte deiner Reise: dem Visum. Folgende Visa Informationen basieren auf einem Best-Practice-Ansatz, der in Zusammenarbeit mit mehreren Freiwilligenorganisationen erstellt wurde. Zusätzlich solltest du unbedingt die Visabestimmungen mit deiner Kontaktperson bei Volunteer World besprechen. Im Zweifelsfall empfehlen wir dir außerdem, dich mit der madagassischen Botschaft oder dem Konsulat in deinem Land in Verbindung zu setzen.
Allgemeine Informationen zur Einreise
Es gibt einige allgemeine Anforderungen, die du für deine Freiwilligenarbeit in Madagaskar beachten solltest:
- Dein Reisepass sollte ab dem Datum der Ankunft in Madagaskar mindestens 6 Monate gültig sein.
- Dein Pass muss mindestens drei leere Visa-Seiten enthalten, damit bei Ankunft und Abreise Platz für alle erforderlichen Stempel ist.
- Bitte überprüfe, ob für Verbindungen ein Transitvisum erforderlich ist.
- Stelle sicher, dass du im Besitz eines gültigen Rückflugtickets bist.
Best Practice für Kurzzeit-Freiwillige
Wenn du für weniger als 90 Tage freiwillig in Madagaskar arbeiten möchtest, benötigst du lediglich ein Touristenvisum. Dieses Visum kannst du im Voraus beantragen oder direkt bei deiner Ankunft am Flughafen erhalten. Wir empfehlen Freiwilligen, sich vor der Ankunft im Land ein Touristenvisum in der nächstgelegenen madagassischen Botschaft oder im Konsulat zu beschaffen, um viel Zeit zu sparen.
Best Practice für langfristige Freiwillige
Du möchtest dich gerne für mehr als 90 Tage freiwillig engagieren? Dann benötigst du ein spezielles Visum, um deinen Aufenthalt zu verlängern. Dieses Visum kann von der madagassischen Botschaften ausgestellt werden und muss vor deiner Einreise beantragt werden.